Press Release | IGB | 09-05-2016

Wissenschaft mit Haken

Woran denken Sie, wenn Sie ans Angeln denken? Robert Arlinghaus vom IGB und sein Team sehen das ganz wissenschaftlich. Für seine disziplinübergreifende Forschungsarbeit erhält der „Angelprofessor“ den CULTURA-Preis 2016.

Wissenschaft mit Haken

Vom Schreibtisch zum Fischtank: Als interdisziplinärer Fischereiwissenschaftler arbeitet Prof. Dr. Robert Arlinghaus im Freiland, aber auch unter kontrollierten Bedingungen im Fischlabor. | Foto: Besatzfisch

 

Woran denken Sie, wenn Sie ans Angeln denken? Vielleicht an einen stillen See, verschrobene Eigenbrötler in Gummistiefeln, Forelle Müllerin-Art oder liegengelassene Wurmdosen? Robert Arlinghaus vom IGB und sein Team sehen das ganz wissenschaftlich. Hinter dem Fischfang mit der Angel verbergen sich dynamische Mensch-Umwelt-Wechselbeziehungen, die es nachhaltig zu entwickeln gilt. Für seine disziplinübergreifende Forschungsarbeit erhält der „Angelprofessor“ den CULTURA-Preis 2016.

Er ist der wissenschaftlichste „Anglerversteher“

Deutschlands: Prof. Dr. Robert Arlinghaus beschäftigt sich seit mehr als

fünfzehn Jahren mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen der

Hobbyangelei. In seinem Buch „Der unterschätzte Angler“ belegt er die

überragende wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Angelfischerei in Deutschland.

Volkswirtschaftlich hängen hierzulande vom Hobbyangeln mehr Arbeitsplätze ab

als von der gesamten sonstigen Fischwirtschaft. Die meisten Seen und Flüsse

werden von Anglern genutzt und gehegt, und auch an der Küste nimmt die Zahl der

Hobbyfischer stetig zu.

Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

(IGB) und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) entwickelt das Forscherteam

um Robert Arlinghaus Modelle für eine nachhaltige Angelfischerei. Die Forschung

findet an der Schnittstellte von Natur- und Sozialwissenschaften statt. Dies

ist in der Umweltforschung selten, aber notwendig, um belastbare Ergebnisse für

eine nachhaltige Entwicklung zu produzieren. Mit naturwissenschaftlichen

Methoden werden die ökologischen Wirkungen der Angelfischerei auf Fischbestände

und Gewässer thematisiert. Sozialwissenschaftlich beschäftigt sich die Gruppe

um Arlinghaus mit der Anglerpsychologie, dem Verhalten der Angler und

Bewirtschafter und ethischen Fragen. Grundlagenforschung ist aber nicht ausreichend.

„Unsere Forschungsergebnisse sollen auch in der Praxis ankommen“, stellt

Arlinghaus fest. In praxisnahen Projekten, wie dem inter- und

transdisziplinären Forschungsvorhaben „Besatzfisch“ (gefördert durch das

Bundesministerium für Bildung und Forschung), suchten Arlinghaus und sein

Nachwuchsforscherteam gemeinsam mit Angelvereinen und -verbänden nach

Möglichkeiten, die kontroverse Hegemaßnahme Fischbesatz nachhaltig zu

gestalten.

Für seine wertvollen Praxisakzente wurde das Projekt 2014

von der deutschen UNESCO Kommission als Vorzeigeprojekt der Dekade „Bildung für

Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Robert Arlinghaus, geboren 1975, ist Professor

für Integratives Fischereimanagement an der HU in gemeinsamer Berufung mit dem

IGB. Er studierte in Berlin Fischwirtschaft und Gewässerbewirtschaftung und

promovierte 2004 in Agrarwissenschaften zur sozialen Dimension eines

nachhaltigen Angelfischereimanagements. Für seine Forschungsarbeit wurde er

mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Leibniz-Nachwuchswissenschaftler-Preis

und dem Exzellenzpreis für Fischereimanagement durch die Amerikanische

Fischereigesellschaft und der Jungforschermedaille der Britischen

Fischereigesellschaft.

Am 14. Juni 2016 wird Prof. Dr. Robert Arlinghaus in

Göttingen mit dem CULTURA-Preis 2016 der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

ausgezeichnet. Mit dem Europäischen Preis für zukunftsgerechte Landnutzung

CULTURA werden seit 2008 europaweit innovative und beispielhafte Arbeitsansätze

auf den Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie den damit

verbundenen Wissenschaften ausgezeichnet. Der Preis soll die wissenschaftlichen

und praktischen Leistungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und die

Einsicht in den Zusammenhang von wissenschaftlichem Fortschritt,

Innovationsleistungen in der Praxis und der Entwicklung des ländlichen Raumes

fördern. Der Preis wird jährlich verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.

 

Weitere Informationen unter: www.toepfer-stiftung.de/cultura-preis

Kontakt:

Prof. Dr. Robert Arlinghaus

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

(IGB)

Tel: 030/64181-653

E-Mail: arlinghausigb-berlin.de

 

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IGB:

Nadja Neumann/Angelina Tittmann

Tel: 030/64181-975/-631

Mobil: 0170/4549039

E-Mail: prigb-berlin.de

 

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei

(IGB)

Müggelseedamm 310

12587 Berlin

www.igb-berlin.de