Das Vietnam-Kantschil – eine rehähnliche, katzengroße Art – wurde von Wildtierkameras im südlichen Teil Vietnams fotografiert und gefilmt. Dies sind die ersten Aufnahmen der seit 1990 nicht mehr dokumentierten Tierart. Sie ist damit die erste wiederentdeckte Art der „Liste der 25 meistgesuchten verlorenen Spezies“ der Global Wildlife Conservation (GWC). Die Wiederentdeckung wurde jetzt in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution publiziert und ist Ansporn zur Entwicklung von Schutzmaßnahmen dieser und weiterer einheimischer (endemischer) Arten im Biodiversitäts-Hotspot Südostasien.
Das Forscherteam hatte drei Wildtierkameras für einen Zeitraum von fünf Monaten in der Annamiten-Bergregion im Süden Vietnams installiert, in der Bewohner Sichtungen der Tiere gemeldet hatten. Diese nahmen im Jahr 2018 insgesamt 275 Fotos der Art auf. Das Team richtete dann weitere 29 Kameras in derselben Gegend ein und gelangte so im Verlauf weiterer fünf Monate zu unglaublichen 1.881 Fotos des Vietnam-Kantschils. „Trotz der Hinweise aus der Bevölkerung konnten wir nicht sicher sein, was uns erwartet. Ich war also überrascht und überglücklich, als wir die Bilder der Kamerafallen auswerteten und Fotos von einem Kantschil mit silbernen Flanken sahen“, sagt An Nguyen, Associate Conservation Scientist bei der GWC und Leiter dieses Forschungsvorhabens. An Nguyen ist außerdem Doktorand am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. „Für eine sehr lange Zeit existierte diese Art nur noch in unserer Vorstellung. Diese Entdeckung, die bestätigt, dass diese Huftiere tatsächlich noch in der Wildnis leben, ist der erste Schritt um sicherzustellen, dass wir sie nicht wieder verlieren. Wir müssen jetzt schnell handeln, um ein baldiges Aussterben nach der Wiederentdeckung zu verhindern.“